Wurzmittel, Währung und lebenswichtige Ware Salz: die spannende Geschichte eines ganz besonderen Rohstoffs Vom „weißen Gold“ zum billigen Allerweltsprodukt: Die Geschichte des Salzes begann schon früh und ist geprägt vom Kampf um Reichtum und Macht. auf den Salzstraßen durch ganz Euro- pa transportiert, zum Beispiel auf der „Alten Salzstraße“ zwischen Lüneburg und Lübeck, dem „Goldenen Steig“ von Passau nach Böhmen oder auf der „Route du Sel“, die das franzö- sische Royatal durchquerte und bis nach Norditalien reichte. Sogar nach Asien, Persien und Arabien führten Handelswege. Lüneburg besaß Salzmonopol Im frühen Mittelalter entstanden die Salinen, die Salzwerke. Künstlich geschaffene Sole, die man durch Auswaschung salzhaltigen Gesteins gewonnen hatte, wurde hier über Tage so lange gesiedet, bis man fes- tes Salz erhielt – wie zum Beispiel in Bad Reichenhall oder Lüneburg, wel- ches das Salzmonopol der Hanse im norddeutschen Raum besaß. Um die Salzsiedefeuer Tag und Nacht lodern zu lassen, wurden die einst dichten Wälder rund um die Stadt abgeholzt, was die heutige Heidelandschaft her- vorbrachte. 6 “ d l o G s e ß i e W „ Städte erlangten Wohlstand durch den Handel mit dem begehrten Gut, die Römer nutzten es zeitweise als Zahlungsmittel und Regierungen gerieten wegen einer Salzsteuer ins Wanken. Erst die industrielle Gewin- nung machte den für uns Menschen lebenswichtigen Rohstoff für jeder- mann erschwinglich. Wussten Sie übrigens, dass Salz heutzutage nur noch zu einem geringen Teil zum Würzen verwendet wird? Salz – auch Kochsalz, Tafelsalz, Spei- sesalz – wird oft als Gewürz bezeich- net. Aber es ist ein Mineral, denn es besteht hauptsächlich aus Natrium- chlorid (NaCl). Gewonnen wird es als Meersalz durch Verdunstung oder unterirdisch durch den Abbau von Steinsalz. Wird Steinsalz mit Wasser aus dem Gestein gelöst, entsteht Sole, aus der man durch Kochen und Ver- dampfen das sogenannte Siedesalz gewinnt. Erst nach der Reinigung, dem Raffinieren, erhält man den Stoff, den wir als „Salz“ bezeichnen. Sehr vielseitige Verwendung Man vermutet, dass Menschen schon in der Jungsteinzeit Salz gewannen, als sie sesshaft wurden und began- nen, Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben. Auch die Hochkulturen der Römer, Ägypter und Babylo- nier schätzten das weiße Granulat zum Würzen und Konservieren, die Ägypter verwendeten es zusätzlich zum Mumifizieren von Leichnamen. „Der Mensch kann ohne Gold, aber nicht ohne Salz leben", befand der römische Schriftgelehrte Cassiodorus vor über 1.500 Jahren. Weil es einen so hohen Stellenwert besaß, wur- den römische Soldaten und Söldner zeitweise mit Salz bezahlt. Das Wort Salär, was Sold oder Lohn bedeutet, geht auf das lateinische Wort „sala- rium“ für „Salzration“ zurück. Weil auch das Binnenland in den Genuss des begehrten Gutes aus dem Mittel- meer kommen sollte, führte die Via Salaria, die Salzstraße, von Rom an die Adriaküste. Abbau schon vor 7.000 Jahren In den nördlicheren, kälteren Regio- nen Europas gewannen die Menschen Salz nicht durch Verdunstung mit- hilfe der Sonne, sondern durch den Abbau in Bergwerken oder durch das Sieden von Sole. Im heutigen öster- reichischen Hallstadt, dem ältesten bekannten Bergwerk der Welt, schürf- ten die Kelten bereits vor 7.000 Jahren das weiße Granulat und nutzten die natürlichen Salzwasservorkommen, so wie in Schwäbisch Hall. „Hall“ ist die keltische Bedeutung für „Salz“ und deutet noch heute auf die Bedeutung des Rohstoffs für die Entstehung und Entwicklung der betreffenden Städte hin. Beispiele hierfür sind ebenfalls Hallstadt, Bad Reichenhall, Hall in Tirol oder eben Salzgitter, Salzungen, Salzach oder Bad Salzuflen. Von hier und anderen Produktionsstätten aus wurde der kostbare Rohstoff